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Passaggio - Wie viele Wege führen nach Rom?

July 05, 20243 min read

“Mein Passaggio klingt wunderbar? Ich habe es auch nur sieben Jahre lang intensiv geübt...” - Luciano Pavarotti

Technische Hürde, Ärgernis, Stilmittel… das und vieles mehr kann mit dem ‚Passaggio‘ verbunden werden.

Ich beschränke mich in diesem Artikel allerdings auf den Umgang mit dem Passaggio im klassischen Gesang. Oder anders gesagt damit, wie das Passaggio möglichst homogen und unhörbar funktioniert.

Dieser Artikel ist nicht die nächste Abhandlung darüber, wie das Passaggio als Übergang zwischen Brust- und Kopfstimme möglichst gut funktioniert und zu gestalten sei!

Das mag überraschend sein, da das Passaggio für die meisten Sängerinnen und Sänger mehr oder weniger so definiert ist.

Aber das verlassen ausgetretener Pfade bringt oft neue Möglichkeiten mit sich. Diese Möglichkeiten mit ihren tollen Ergebnissen möchte ich hier vorstellen.

8 Reasons

Bruststimme - Kopfstimme

Die Einteilung der Stimmregister in Brust- und Kopfstimme hat eine lange Tradition und natürlich ihren Sinn. Trotzdem möchte ich hier eine Alternative vorstellen, die komplett ohne diese Begriffe auskommt.

Die Vorteile dabei sind:

Noch mehr Klarheit in den technischen Voraussetzungen und damit noch mehr Klarheit in den technischen Anweisungen. Das heißt konkret: weniger Arbeit mit Bildern, mehr ganz klare anatomische und klangliche Anweisungen und Orientierung.

Um es gleich vorwegzunehmen: Auch mit der im Folgenden beschriebenen Sicht- und Arbeitsweise bleibt das Passaggio eine technische Herausforderung, welche genau geübt werden will. Aber der Weg zur Beherrschung ist sehr klar, auch bei individuell sehr verschiedenen Voraussetzungen. Damit sind eventuell auftauchende Probleme besser einzuordnen und zu beheben.

Auch wenn das Thema komplex ist, werde ich versuchen, in aller Kürze die entsprechenden Hintergründe und Techniken zu erklären.

Die vier Modes nach Complete Vocal Technique

Um die Jahrtausendwende hat Cathrine Sadolin in Kopenhagen Complete Vocal Technique (‚CVT‘) entwickelt. Ein wichtiger Hintergrund dabei war, dass es damit gelungen ist, sehr angeschlagene oder ‚kaputte‘ Stimmen wieder zu gesundem Funktionieren zu verhelfen.

Sie ist dabei auf vier Grundfunktionen gestoßen, mit denen unsere Stimme nicht nur mit Leichtigkeit funktioniert, sondern mit denen auch Stimmgesundheit garantiert ist.

Diese vier Grundfunktionen, die ‚vier Modes‘ genannt, unterscheiden sich untereinander im Anteil von ‚Metall‘ in der Stimme. (was nicht das gleiche ist, wenn in klassischer Stimmbildung von ‚metallischer‘ Stimme die Rede ist)

Mit diesen vier Modes ist es möglich, extrem genau zu definieren, wie jemand technisch singt oder wo sich jemand mit seiner Stimme gerade befindet. Ein Tenor singt mit anderen Modes als ein Bass, ein Mann singt mit anderen Modes als eine Frau. Im piano singt man mit anderen Modes als im forte und so weiter.

Es ergibt sich mit dem Wissen um diese Modes eine richtige ‚Landkarte‘ oder ‚Gebrauchsanweisung‘ für den Gesang in allen möglichen Situationen.

Möchte ich jetzt ein Passaggio singen, so werden zuerst die grundsätzlichen Fragen beantwortet:

Wer singt? Mann, Frau, hohe, mittlere oder tiefe Stimme (da diese Fragen sich nicht jedes Mal neu stellen, fallen sie sehr bald weg :-)
Dann geht man in die spezielle Situation:

Welche Lautstärke singe ich?

Welchen Vokal singe ich?

Wo ‚komme ich mit der Stimme her‘, wo ‚gehe ich hin‘? (Lautstärke, Klangfarbe, etc)

brauche ich eher offene oder eher gedeckelte Klänge?

oder anders ausgedrückt:

von welchem Mode komme ich und in welchen Mode wechsle ich?

Mit der ‚technischen Landkarte‘ der Modes kann ich mit Hilfe all dieser Fragen einen genauen technischen Fahrplan entwickeln, der schließlich sehr gut funktioniert!

Klingt kompliziert?

Mag sein, das tut es aber vor allem deswegen, weil diese Art des Zuganges und des Arbeitens an der Stimme noch nicht sehr bekannt ist.

Wenn man aber dann erlebt, wie die Stimme ‚flutscht‘ (wie es einmal einer meiner Schüler ausgedrückt hat) und das Passaggio zur Leichtigkeit wird, dann erntet man den Lohn für die vorangegangene Mühe.

Und eine kleine Bemerkung zum Abschluss:

nicht nur das Passaggio kann damit sehr gut gemeistert werden, sondern alle anderen stimmlichen Herausforderungen..


Möchtest Du mehr erfahren, oder die Modes mal mit Deiner Stimme ausprobieren? Dann melde Dich hier für ein persönliches Gespräch an (für 'Stimmanalyse' eintragen):

https://link.vocalcoachingaustria.com/widget/groups/singen

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